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Cholezystektomie – Gallenblase entfernen
Die Cholezystektomie ist die operative Entfernung der Gallenblase – meist aufgrund von Gallensteinen, die Schmerzen oder Entzündungen verursachen. Der Eingriff wird heute in der Regel minimalinvasiv bei einem Spezialisten für Chirurgie oder Viszeralchirurgie durchgeführt und ist sicher, schonend und häufig ambulant möglich. Da die Gallenblase kein lebenswichtiges Organ ist, kann die Verdauung auch ohne sie gut funktionieren.
Welche Funktion hat die Gallenblase in unserem Körper?
Die Gallenblase ist ein kleines Hohlorgan unterhalb der Leber und spielt eine zentrale Rolle bei der Verdauung von Fetten. Sie speichert die in der Leber produzierte Gallenflüssigkeit und dickt sie ein. Diese Galle besteht aus Wasser, Gallensalzen, Abfallstoffen – und Cholesterin. Der Körper nutzt die Galle unter anderem, um Nahrungsfette im Darm zu emulgieren und damit besser verdaulich zu machen.
Was hat das Cholesterin mit Gallensteinen zu tun?
Normalerweise ist das Cholesterin in der Galle durch Gallensalze gut gelöst. Wenn jedoch das Gleichgewicht gestört ist – zum Beispiel durch eine erhöhte Cholesterinkonzentration, einen Mangel an Gallensalzen oder eine gestörte Entleerung der Gallenblase – kann Cholesterin auskristallisieren. Diese Kristalle können sich zu Gallensteinen (Cholesterinsteinen) entwickeln.
Erkrankung der Gallenblase
Die Cholezystektomie – also die operative Entfernung der Gallenblase – wird in der Regel dann empfohlen, wenn Beschwerden oder Komplikationen durch folgende Gallenblasenerkrankungen auftreten. Die häufigsten Gründe dafür sind:
- Gallensteine (Cholelithiasis): In den meisten Fällen sind es Gallensteine, die eine OP notwendig machen. Sie können Gallenkoliken, Druckgefühl oder Übelkeit auslösen und das Risiko für Entzündungen oder Verschlüsse von Gallengängen erhöhen.
- Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis): Wenn die Gallenblase akut oder chronisch entzündet ist – meist infolge von Gallensteinen. Unbehandelt kann es zu ernsthaften Komplikationen wie einer Perforation kommen.
- Gallengangssteine (Choledocholithiasis): Wenn Steine in den Hauptgallengang gelangen, können sie zu Gelbsucht, Infektionen oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung führen.
- Gallenblasenpolypen: Vor allem grössere oder auffällige Polypen sollten vorsorglich entfernt werden, um ein Risiko für bösartige Veränderungen zu vermeiden.
- Funktionelle Störungen: In seltenen Fällen führt eine gestörte Entleerung der Gallenblase (Dyskinesie) zu chronischen Beschwerden – auch ohne sichtbare Steine.
- Tumorverdacht: Sehr selten, aber bei auffälligen Befunden oder Hinweisen auf Gallenblasenkrebs wird die Gallenblase zur weiteren Abklärung entfernt.
Gallensteinleiden – welche Diagnostik ist nötig?
Vor einer geplanten Cholezystektomie – also der Entfernung der Gallenblase – ist eine sorgfältige Diagnostik unerlässlich. Ziel ist es, die Ursache der Beschwerden genau abzuklären, Komplikationen frühzeitig zu erkennen und die Operation optimal vorzubereiten.
In der Regel kommen folgende Untersuchungen zum Einsatz:
- Ultraschalluntersuchung des Oberbauchs: Die wichtigste bildgebende Methode zur Darstellung von Gallensteinen, Gallenblasenentzündungen oder Wandveränderungen. Auch die Leber und Gallengänge werden mitbeurteilt.
- Blutuntersuchung: Entzündungswerte sowie Leber- und Gallenparameter wie das Bilirubin geben Aufschluss über mögliche Infektionen oder einen Gallestau.
- Retrograde Cholangiographie: Es wird Röntgenkontrastmittel gegen den normalen Gallefluss in die Gallenwege eingebracht – also vom Zwölffingerdarm zurück Richtung Leber. Dies dient der Darstellung der Gallenwege bei Verdacht auf Steine, Engstellen oder Tumoren.
- Klinische Untersuchung: Der Arzt oder die Ärztin prüft typische Druckschmerzen im rechten Oberbauch und erhebt Ihre Krankengeschichte (Anamnese).
- Erweiterte Bildgebung (bei Bedarf): Bei unklaren Befunden kann eine MRCP (Magnetresonanzdarstellung der Gallenwege) oder eine Computertomographie nötig werden.
- Endoskopische Verfahren (in Einzelfällen): Bei Verdacht auf Steine im Gallengang kann vor der Operation eine ERCP zur Entfernung erforderlich sein.
Unser Team legt grossen Wert auf eine fundierte Abklärung und bespricht mit Ihnen alle Befunde und nächsten Schritte transparent und persönlich.
Cholezystektomie – die Gallenblasen-OP
Die Entfernung der Gallenblase, medizinisch als Cholezystektomie bezeichnet, gehört zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen. Sie wird in der Regel minimal-invasiv, also mit einer Laparoskopie (Schlüssellochtechnik), durchgeführt. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Nach der Desinfektion des Bauchraums werden mehrere kleine Hautschnitte in der Nähe vom Bauchnabel gesetzt, durch die feine Operationsinstrumente sowie eine Kamera (Laparoskop) in den Bauchraum eingeführt werden. Um die Sicht auf die inneren Organe zu verbessern, wird die Bauchhöhle zuvor mit Kohlendioxid-Gas leicht aufgebläht.
Die Chirurgin oder der Chirurg legt die Gallenblase vorsichtig frei und stellt den Gallenblasengang (Ductus cysticus) sowie die zugehörige Arterie (Arteria cystica) dar. Beide werden mit kleinen Clips verschlossen und durchtrennt. Anschliessend wird die Gallenblase von der Leber gelöst und in einem kleinen Beutel durch einen der Einschnitte aus dem Körper entfernt. Zum Schluss werden die Schnitte mit Nähten oder Hautkleber verschlossen.
Der Eingriff verläuft meist komplikationslos, sodass Patienten in der Regel nach einem kurzen Aufenthalt im Aufwachraum entweder noch am selben Tag oder nach 2 bis 3 Tagen wieder nach Hause entlassen werden können. In seltenen Fällen, etwa bei starken Entzündungen oder Verwachsungen, kann eine offene Operation mit einem grösseren Bauchschnitt notwendig sein.
Gallenblasenperforation erfordert eine Not-OP
Ist die Gallenblase perforiert, liegt ein medizinischer Notfall vor. Ursache einer Gallenblasenperforation ist meist eine akute Entzündung, die durch Gallensteine ausgelöst wird. Blockiert ein Stein den Gallenblasengang, staut sich die Galle auf und erhöht den Druck in der Gallenblase. Dadurch wird die Wand geschwächt, was zu einer Durchblutungsstörung und letztlich zur Perforation führen kann. Infolge dieses Durchbruchs kann Galle in den Bauchraum austreten, was zu einer schweren Bauchfellentzündung (Peritonitis) oder sogar zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen kann. Die aggressive Gallenflüssigkeit reizt das empfindliche Bauchfell und kann auch Abszesse verursachen, wenn sich die Galle lokal ansammelt.
Die Symptome sind meist heftig und setzen plötzlich ein: starke Schmerzen im rechten Oberbauch, Fieber, Übelkeit, eine harte Bauchdecke und allgemeine Verschlechterung bis hin zu Schocksymptomen. Die Behandlung muss rasch erfolgen und besteht in der Regel aus einer notfallmässigen Gallenblasenoperation sowie einer gründlichen Spülung der Bauchhöhle, um Gallenreste und Bakterien zu beseitigen. Zusätzlich werden hochdosierte Antibiotika verabreicht. Ist der Zustand des Patienten zu instabil für eine sofortige Operation, kann zunächst eine Drainage gelegt werden, um die Gallenblase zu entlasten, bis eine definitive Operation möglich ist.
Wird die Perforation frühzeitig erkannt und behandelt, sind die Heilungschancen gut. Ohne Behandlung kann sie jedoch lebensgefährlich verlaufen.
Wie häufig muss man bei Gallenleiden die Blase operativ entfernen?
Die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) ist einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe weltweit. In der Schweiz wird sie jährlich bei rund 12’000 bis 15’000 Patientinnen und Patienten durchgeführt. Hauptgrund ist die Bildung von Gallensteinen, die etwa 15–20 % der erwachsenen Bevölkerung betreffen – viele davon ohne Symptome. Wenn Gallensteine Beschwerden verursachen (Koliken, Entzündungen, Gelbsucht), ist die Entfernung der Gallenblase die Standardbehandlung, da sie die Ursache beseitigt und ein Wiederauftreten verhindert.
Was muss bei der Nachsorge nach der Gallenblasenentfernung beachtet werden?
Nach der Entfernung der Gallenblase verändert sich die Fettverdauung, insbesondere bei einer fettreichen Ernährung. Normalerweise speichert die Gallenblase die in der Leber produzierte Galle und gibt sie bei Bedarf – vor allem nach fettigen Mahlzeiten – in konzentrierter Form in den Dünndarm ab. Fehlt die Gallenblase, wird die Galle nicht mehr zwischengespeichert, sondern fliesst kontinuierlich und unkontrolliert direkt von der Leber in den Darm. Dadurch steht sie zwar dauerhaft zur Verfügung, jedoch in weniger konzentrierter Form und nicht punktuell in grösseren Mengen, wenn der Körper sie eigentlich besonders benötigt – etwa nach dem Verzehr von fettigen Speisen.
Diese veränderte Galleverfügbarkeit kann dazu führen, dass Fette weniger effizient verdaut werden. Viele Menschen erleben in den ersten Wochen nach der Operation Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit oder weichen Stuhl, insbesondere nach fettreichen Mahlzeiten. In seltenen Fällen kann es sogar zu Fettstühlen kommen, bei denen unverdautes Fett mit dem Stuhl ausgeschieden wird. Der Körper passt sich jedoch mit der Zeit an, und in der Regel können die meisten Betroffenen nach einigen Wochen wieder normale Mengen an Fett vertragen – vorausgesetzt, die Mahlzeiten sind nicht übermässig fettig oder zu üppig.
In der Anfangsphase nach der Operation wird empfohlen, fettarme, schonende Kost in kleinen Portionen über den Tag verteilt zu sich zu nehmen. Allmählich kann die Fettzufuhr dann wieder gesteigert werden. Eine dauerhaft sehr fettreiche Ernährung – z.b. mit frittierten Speisen, schweren Saucen oder grossen Mengen tierischer Fette – kann jedoch auch langfristig Beschwerden verursachen. Eine bewusste, ausgewogene Ernährung hilft dem Körper, sich schneller an die veränderte Verdauungssituation ohne Gallenblase zu gewöhnen.